Maria and Josefina
aus: Milky am Glühen, Season 2
Vor langer, langer Zeit begab es sich, dass das junge, schwangere lesbische Paar Maria und Josefina mit ihrem Esel Bruno auf Reisen war.
Reise war untertrieben, sie waren eher auf der Flucht. Denn das Land aus dem sie herkamen, war ihnen nicht wohlgesonnen. Das Land war auch besser bekannt als the United States of Terfs and Queerphobics. Die Präsidentin des Landes „Karen“, hatte nicht nur einen fürchterlichen Haarschnitt, sondern auch eine besorgniserregende dunkle Seele.
Präsidentin Karen erliess in den letzten Jahren hunderte von queerphoben Gesetze, veranlasste dass alle ihre Frisur tragen mussten und kündigte mit sofortiger Wirkung alle Manager des Landes.
Maria und Josefina, welche ein Zimmereigeschäft hatten und einen kleinen, lieben, treuen Esel namens Bruno im Garten, liessen sich zu der Zeit gerade schwängern. Im Wissen, dass sie ein Kind in die Welt bringen würden, schauten sie sich an und stillschweigend fiel die Entscheidung, dass sie wohl eine andere Heimat finden müssen.
Das Trio packte das Nötigste und machte sich auf Richtung Küste um einen Platz auf einem Schiff zu ergattern Richtung Sicherheit. Wo genau, war ihnen egal. Hauptsache ihr ungeborenes Kind kommt in Sicherheit auf die Welt.
Als sie denn Hafen erreichten, stach ihnen ein Schiff besonders ins Auge. Stolz trug das Schiff, ein Dreimaster, glitzernden Segel. Das Holz war ein warm lackiertes Kirschholz und die Kapitätin eine mächtige Figur.
Kraftvoll stand die grosse, muskulöse Kapitätnin mit wehender orangener Perücke, welche auch als Leuchtturm fungierte, am Steuer und spähte in die Menschenmmassen am Hafen. Als die Kapitänin Maria und Josefina erblickte, rief sie in einem breiten Baslerdialekt:
„Hoi zämme. Ihr gsänd uus als wäähred dir bi mir ganz richtig. I bi nid de Fährimaaa, i bi au nid es Trämmli i bi d Kapitänin Hella Grand mit mim robuste Schiff Odette. Kömmed nur aane, ihr müend kei Angst haaa.. i ha es Zimmerli für euch barad und i bring eu weg vo dem fürchterliche Ort da. Hopp Hopp.“
Maria und Josefina, schenkten sich gegenseitig einen ungläubigen Blick, Bruno der Esel war derweil schon längst auf dem Schiff, hat es sich im Stroh gemütlich gemacht und knabbert an einer grossen Karotte.
Wenn es Bruno gefällt, dann muss es gut sein, dachten sich die zwei werdenden Mütter und betraten das Schiff.
Ihre Kabine war geräumig, es gab ein grosses Bett mit Baldachin und wunderbaren geschnitzen Möbel. Aber etwas störte die zwei: Die Kapitänin hat überall Bilder von sich aufgehängt. Kein Zentimeter ist nicht von Hella Grand besetzt. Aus jedem Winkel schaute sie das Paar an.
„Die hat wohl ein bisschen zu viel Seeluft geschnuppert!“, sagte Maria ungläubig vor sich hin, worauf ihr Josefina entgegnete,dass es wohl daran liegt, dass Dragqueens sich ganz fest lieben müssen damit sie andere lieben können weil:
How the hell u gonna love somebody else if you cant love yourself.
Unter Deck hörten sie die Higheels, Schuhgrösse 47, geschäftig über Deck klappern und HellaGrands Stimme rief:
„Mer leeeege looos!“
Es ruckelte sachte und das Schiff Odette verliess den unsicheren Hafen und steuerte dafür einen sicheren an. Sie bekamen die Kapitänin fast nie zu Gesicht, denn entweder war sie an Deck und servte nautische Extravaganza oder war im Bug des Schiffes am trainieren und Gewichte stemmen. Sie hörten sie nur über Deck klappern oder im Bug ächzen und stöhnen. Dafür war der Schiffskoch Florian umso herzlicher.
Er
liebte
es
Gästinnen
zu
bekochen
und
war
auch
froh
um
die
Abwechslung,
denn
das Menü
der
Kapitänin
wurde
ihm
ein
bisschen
zu
langweilig,
Das
stetige
Low
Carb
High
Protein,
hing
ihm
langsam
aus
dem
Hals
raus.
Umso
grosszügiger
kochte
er
für
die
werdende
Familie
und
umsorgte
sich
liebevoll
um
den
Esel
Bruno.
Tage
vergingen,
Wochen
und
Monate.
Josefinas
Bauch
wurde
immer
grösser
und
es
schien
bald
soweit
zu
sein.
Da
rief
es
eines
morgens
aus
dem
Mast
herunter:
“Achduung Achduung,. Näggschte Hald Baaaasel Schiffländi!“
Josefina und Maria hasteten aufs Oberdeck und waren zunächst begeistert, doch Bruno bockte.
HellaGrand schwingte sich federleicht vom Mast herab und als ihre Kleider nach einer gefühlten Ewigkeit aufhörten zu flatter, taxierte sie den kleinen Esel und sagte sanft, sowie ein bisschen enttäuscht:
„Sooo der gfallds also nit in Baassel. Du hesch Glügg dases Mittwoch isch.. muess sowieso uf Zööri wiitr. Hebed eu fest!“
Im Eiltempo kletterte die Kapitänin den Mast hoch, ohne auch nur eine Paillette zu verlieren und setzte sie die Segel neu.
Die Odette rauschte den Rhein hinauf, beim Wasserschloss in Brugg eine scharfe Rechtskurve in die Limmat hinein und als sie nach Zürich hineinfuhren, sahen sie von weitem schon ein kleines Haus, mit bunten Lichter, fürsorglich eingedeckt in Schnee und vielen fröhlichen Menschen.
Die
Kapitänin
dockte
an
und
rief:
„Hee
Milky
kumm
ko
ahdogge,
ha
dir
zwei..
aso
eher
drüü
Gäst,
wemmer
ehrligg
sind
vier
Gäst
mitbracht!“
Die Hafenmeisterin Diamond setzte sich müssig in Bewegung, trank in einem Zug ihren Rum aus, steckte die Zigarette in ihren Mundiwinkel und warf geübt die Hafenseile zu HellaGrand und dockte an.
Unsicher was sie da erwarteten, schritten Maria und die schwangere Josefina den Steg entlang. Bruno trappelte munter an ihnen vorbei und stürzte sich ins Getümmel. Jetzt war sowieso klar, dass das ein sicherer Ort.
Just in dem Moment als Josefina den Fuss auf festen Boden setzte, setzten die Wehen ein. Ohne zu zögern richtete Milky mit den anderen Gästen ein wohliges Bett ein unter dem Dach des kleinen Hauses.
Die Zeit schien stehengeblieben zu sein, alles wurde ganz still. Die Gäste horchten gebannt in die Stille hinein und draussen, ohne ihr Wissen, erleuchtete ein grosser, funkelnder Stern den Nachthimmel. Direkt über dem Haus.
Ein Schrei brach die Stille! Es war das Kind von Maria und Josefina.
Allles rannte nach oben um einen Blick zu erhaschen von dem kleinen Wunderkind, was schon eine so lange Reise hinter sich hatte aus dem fürchterlichen Land.
Es
war
sehr
warm
und
herzlich
unter
dem
Dach.
Die
Menschen
begrüssten
das
kleine
Kind,
als
ein
unerwarteter
kalter
Luftzug
die
Wärme
durchschnitt.
Maria
und
Josefina
drehten
sich
langsam
zu
Treppe
um,
welche
vom
Eingang
hinaufführte.
Sie
hörten
schrilles
Gekicher
und
es
roch
auf
einmal
ganz
seltsam.
Zuerst
hörten
sie
nur
das
Klappern
von
Higheels
auf
der
Treppe,
dann
eine
Perücke
und
noch
eine
und
noch
eine!!
Drei Königinnen standen vor ihr, festlich gekleidet und bepackt mit den schönsten Geschenken.
Die erste Dragqueen tratt an die Krippe heran und redete sanft:
“Ich bin die Dragqueen Fiorella und ich bringe dem kleinen Wunderkind die schönsten Blumen von weit her. Ein Stern hat uns den Weg gezeigt. Die Blumen sollen dem Kind Schönheit und Sanftheit schenken.“
Die
zweite
Königin
trat
hervor
verneigte
sich
tief
und
sprach:
“Ich
bin
die
Dragqueen
Ivy
Monteiro
und
bringe
das
Talent
und
Leidenschaft
für
das
Tanzen.“
-
Und
legte
dem
Kind
ein
paar
Higheels
in
die
Krippe,
welche
es
in
ihren
Ballroom-
Performances
tragen
soll.
Zuletzt
trat
die
dritte
Königin
heran
und
legte
dem
Kind
eine
wertvolle,
funkelnde
Kette
um
den
Hals
und
flüsterte
ins
Ohr:
„Ich bin die Dragqueen Oh Bevery und die Kette erfüllt dich mit Nerven und einer einnehmender Ausstrahlung für den Rest deines Lebens. Pass gut auf sie auf! „
Als die Geschenke überreicht waren, brach ein grosses Fest aus. Alle waren erleichtert, dass das Kind in Sicherheit geboren wurde.
Da trat Milky noch einmal hervor, spuckte den Kautabak in einen eisernen Kessel, schniefte sich die Nase und grunzte tief aber herzlich:
„Wie hheisst de Sougoof überhaupt?! “
Maria und Josefina sahen sich ungläubig an. Darüber haben sie sich noch gar keine Gedanken gemacht.
Doch
während
sie
sich
so
anschauten
erschien
derselbe
Namen
vor
ihrem
geistigen
Auge.
Gleichzeitig
flüsterten
sie:
„Baby Jesus !“
Alle jubelten! Was für ein toller Name.
Die
Familie
beschloss
sich
in
Zürich
niederzulassen
und
hier
ein
Leben
aufzubauen.
Der
Esel
Bruno
wollte
gar
nicht
mehr
weg
von
dem
Haus
am
Fluss
und
wurde
prompt
zum
Türsteher.
Kapitänin
HellaGrand
setzte
gleich
wieder
die
Segel
und
fuhr
mit
ihrem
Schiffskoch
Florian
in
die
weite
Welt
hinaus,
auf
der
Suche
nach
queeren
Menschen
in
Not.
Und das liebe Kinder ist die Geschichte wie Baby Jesus das Licht der Welt erblickte. Und was aus Baby Jesus geworden ist, erfährt ihr nächste Woche.
CHEERS BITCHEZZZ
Copyright by Dominic Hartmann, Zürich den 13.12.2023